Porträt Toni Mohs

24. Juni 2025

„Architektur für den Wandel“ – Im Gespräch mit unserem Leiter Bau und Liegenschaft

Interview mit Toni-Christian Mohs, Leiter Bau und Liegenschaft

Gemeinsam mit unserem Mann für den Planungs- und Bauprozess haben wir den zukünftigen Bauplatz besucht. Noch kreuzen Straßen das Gelände, ab 2028 sollen Bagger das Bild bereichern.

Ein Teil des Geländes mit Baufeld des Zukunftszentrums


Ein Teil des Geländes mit Baufeld des Zukunftszentrums

Toni Christian Mohs, Leiter Bau- und Liegenschaften


Toni-Christian Mohs,
Leiter Bau und Liegenschaften

?—·→! Toni, jetzt stehen wir hier an einem Ort, der sich in den letzten Jahrzehnten viel verändert hat. Jetzt hier ein Zentrum für Transformation als dauerhaftes Gebäude zu errichten – das klingt nach einem Widerspruch …

… oder nach einer spannenden Aufgabe! Die Grundidee war, ein Gebäude zu schaffen, das Transformation nicht nur thematisiert, sondern selbst Ausdruck von Wandel und Offenheit ist. Das Zukunftszentrum soll kein reines Verwaltungs- oder Ausstellungshaus werden, sondern ein multifunktionaler Ort für Forschung, Veranstaltungen und Begegnung.

?—·→! Wie setzt der Siegerentwurf diesen Anspruch um?

Er übersetzt das Leitbild „unter einem Dach“ in eine eindrückliche architektonische Geste: ein großes, geschwungenes Dach, das sich wie ein schützender Bogen über die verschiedenen Nutzungen spannt. Der Bau wirkt wie ein Pavillon im Park – offen, einladend, lichtdurchflutet. Gleichzeitig ist er hochfunktional: mit einem vertikalen Campus, der alle Ebenen barrierefrei verbindet, mit vielfältigen Loggien und Terrassen, mit Räumen, die sich über die Geschosse hinweg vernetzen lassen.

?—·→! 14.000 Quadratmeter Nutzfläche sind eine Ansage. Wie verteilen sich die Bereiche im Haus?

Man kann sich das Gebäude wie einen gestapelten Organismus vorstellen. Unten liegen die öffentlichen und kommunikativen Nutzungen: der zentrale Campus, Veranstaltungssaal, Gastronomie, Foyer. Darüber folgen Ausstellungs- und Bildungsbereiche. Weiter oben: Verwaltung, Büros, Besprechungsräume. Gekrönt wird das Ganze von einem öffentlichen Dachrundgang mit Rooftop-Bar. Alle Ebenen sind miteinander verbunden, bieten Durchblicke, Sichtachsen, Austausch – und ermöglichen gleichzeitig ein interessantes Lüftungskonzept.

?—·→! Wie kann man sich das vorstellen?

Der „vertikale Campus“ funktioniert wie ein natürlicher Luftkamin: Warme Luft steigt nach oben, wird über Öffnungen im Dach abgeführt, kühlere strömt nach. Unterstützt wird das durch großzügige Raumhöhen, gezielt platzierte Öffnungen und einen Innenhof, der sich bis zum Dach erstreckt. So entsteht eine natürliche Luftzirkulation, die das Raumklima angenehm reguliert – ganz ohne aufwendige Technik.

?—·→! Überhaupt setzen wir ja auf möglichst wenig Technik – für ein Zukunftszentrum ein eher überraschender Ansatz. Ich höre überall eher das Thema „Smart Building“.

Hochkomplexe Gebäudetechnik mag auf dem Papier beeindruckende Effizienzwerte liefern, scheitert aber oft an der Realität des Alltags. Unsere Strategie setzt auf robuste, wartungsarme und vor allem verständliche Systeme – ein Low-Tech-Ansatz. Das Gebäude soll nicht von komplexen und ggf. wartungsaufwändigen Steuerungen abhängig sein, sondern intuitiv bespielbar bleiben. Statt auf ausgeklügelte Haustechnik setzen wir auf passive bauliche Lösungen – wie etwa natürliche Belüftung oder Verschattung. Natürlich nutzen wir digitale Steuerungselemente, aber immer mit dem Ziel, Komplexität zu reduzieren statt sie zu steigern.

?—·→! Die Fassade fällt am Entwurf besonders ins Auge. Hat sie über die Optik hinaus eine Funktion?

Allerdings, und eine sehr zentrale darüber hinaus. Das Zukunftszentrum versteht sich als öffentlicher Ort – und die transparente Fassade macht diesen Anspruch sichtbar. Gleichzeitig ist sie hochfunktional: Sie unterstützt das Energiekonzept, dient als thermische Pufferzone und schützt im Sommer vor Überhitzung. Gerade wegen der raffinierten Fassadenkonstruktion wird unsere große, von allen Seiten zugängliche Begegnungsfläche im Erdgeschoss überhaupt erst möglich.

?—·→! … und sie macht – etwa durch die Photovoltaik-Elemente – die Nachhaltigkeit des Gebäudes direkt sichtbar. Was bedeutet Nachhaltigkeit darüber hinaus für dieses Projekt?

Wir setzen den Gold-Standard des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen des Bundes um. Nachhaltigkeit bedeutet für uns vor allem Langlebigkeit, Anpassungsfähigkeit und Ressourcenschonung. Wir setzen auf konstruktive Klarheit, zirkuläre Materialkonzepte und passive Klimakonzepte. Die PV-Elemente in Fassade und Dach sind tatsächlich nur die sichtbarste Komponente eines durchdachten Gesamtsystems.

?—·→! Wie fügt sich das Zukunftszentrum in den Stadtraum von Halle (Saale) ein?

Der Riebeckplatz ist ein sensibler Ort – Verkehrsknoten, Bruchstelle, Eingangstor zur Innenstadt. Der Entwurf reagiert darauf mit einer offenen, einladenden Form und mehreren Zugängen aus unterschiedlichen Richtungen. Parallel dazu wird die Umgebung neu gestaltet: Verkehrsflächen werden beruhigt, neue Aufenthaltsräume geschaffen, der Anschluss an den ÖPNV gestärkt. Das Zukunftszentrum soll kein Solitär sein, sondern Teil eines größeren Wandlungsprozesses und Teil der Stadt und Ihrer Bürgerinnen und Bürger.